Psychosomatische Erkrankungen: Körper, Geist und Seele behandeln

Was ist eine psychosomatische Erkrankung?

Psychosomatische Erkrankungen sind körperliche Beschwerden, die durch psychische Faktoren ausgelöst oder verstärkt werden. Der Begriff "psychosomatisch" setzt sich aus den griechischen Wörtern "Psyche" (Seele) und "Soma" (Körper) zusammen und verweist auf die enge Verbindung zwischen Geist und Körper. Bei psychosomatischen Erkrankungen manifestieren sich seelische Probleme in körperlichen Symptomen, die oft schwer zu diagnostizieren und zu behandeln sind.

Häufige psychosomatische Erkrankungen

Es gibt eine Vielzahl von psychosomatischen Erkrankungen, die unterschiedlichste Körpersysteme betreffen können. Einige der häufigsten sind:

  • Magen-Darm-Beschwerden: Reizdarmsyndrom, Magengeschwüre
  • Herz-Kreislauf-Probleme: Bluthochdruck, Herzrasen
  • Atemwegserkrankungen: Asthma, Hyperventilation
  • Hauterkrankungen: Neurodermitis, Psoriasis
  • Schmerzen: Chronische Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Fibromyalgie

Welche Ursachen können psychosomatischen Erkrankungen haben

Psychosomatische Erkrankungen entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel von psychischen, sozialen und biologischen Faktoren. Diese Erkrankungen sind das Ergebnis der Wechselwirkungen zwischen Geist und Körper, wobei psychische Belastungen körperliche Symptome hervorrufen oder verstärken können.

Psychische Faktoren

  • 1. Stress: Chronischer Stress, sei es durch berufliche Anforderungen, familiäre Konflikte oder finanzielle Sorgen, kann das körperliche Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Stress aktiviert das autonome Nervensystem und die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol, was zu verschiedenen körperlichen Symptomen führen kann.
  • 2. Angst und Depression: Angstzustände und depressive Störungen sind häufig mit psychosomatischen Symptomen verbunden. Menschen mit diesen psychischen Erkrankungen neigen dazu, körperliche Beschwerden stärker wahrzunehmen und zu empfinden.
  • 3. Traumatische Erlebnisse: Erlebnisse wie Missbrauch, Gewalt oder schwere Unfälle können tiefgreifende emotionale Spuren hinterlassen. Unverarbeitete Traumata können sich in Form von psychosomatischen Beschwerden manifestieren.

Beispiel: Angststörung

Julia, eine 35-jährige Frau, leidet seit Jahren unter starken Angstzuständen. Diese manifestieren sich in regelmäßigen Panikattacken und einer anhaltenden Sorge über alltägliche Situationen. Die ständige innere Anspannung und die unbewusste Aktivierung ihres Stresssystems führen zu körperlichen Symptomen wie Magenkrämpfen, Kopfschmerzen und Herzrasen. Trotz zahlreicher medizinischer Untersuchungen konnten keine körperlichen Ursachen für ihre Beschwerden gefunden werden. Erst durch die Diagnose einer generalisierten Angststörung und anschließender psychotherapeutischer Behandlung konnte Julia lernen, ihre Ängste besser zu bewältigen und die körperlichen Symptome zu reduzieren.

Soziale Faktoren

  • 1. Familiäre und soziale Beziehungen: Konflikte und Belastungen in zwischenmenschlichen Beziehungen können erheblichen psychischen Stress verursachen, der sich körperlich auswirkt.
  • 2. Berufliche Belastungen:Überforderung, Mobbing am Arbeitsplatz oder Arbeitslosigkeit können psychosomatische Symptome hervorrufen.
  • 3. Gesellschaftlicher Druck:Hohe Erwartungen und Leistungsdruck in der Gesellschaft können zu einem Gefühl der Überforderung und zu psychosomatischen Beschwerden führen.

Beispiel: Mobbing am Arbeitsplatz

Thomas, ein 40-jähriger Softwareentwickler, erlebt seit einigen Monaten Mobbing an seinem Arbeitsplatz. Seine Kollegen schließen ihn aus, machen abwertende Bemerkungen und sabotieren seine Arbeit. Diese sozialen Spannungen verursachen bei Thomas starken emotionalen Stress. Er beginnt unter Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit und chronischen Rückenschmerzen zu leiden. Trotz physiotherapeutischer Behandlungen und Schmerzmitteln verbessern sich seine Beschwerden nicht. Erst als er professionelle Hilfe in Anspruch nimmt und die sozialen Konflikte am Arbeitsplatz anspricht, wird klar, dass das Mobbing die Ursache seiner psychosomatischen Beschwerden ist. Mit Unterstützung eines Therapeuten und durch Veränderungen im Arbeitsumfeld konnte Thomas seine Symptome lindern und seine Lebensqualität verbessern.

Biologische Faktoren

  • 1. Genetische Veranlagung: Eine genetische Prädisposition kann die Anfälligkeit für psychosomatische Erkrankungen erhöhen. Familiengeschichte von Angststörungen oder Depressionen kann ein Hinweis auf eine genetische Komponente sein.
  • 2. Hormonelle Ungleichgewichte: Hormonelle Schwankungen, zum Beispiel in der Pubertät, während der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren, können psychosomatische Beschwerden begünstigen.
  • 3. Immunsystem: Ein geschwächtes oder überaktives Immunsystem kann durch chronischen Stress beeinflusst werden und körperliche Symptome hervorrufen.

Beispiel: Genetische Veranlagung zu Depressionen

Anna, eine 28-jährige Frau, hat eine Familiengeschichte von Depressionen. Ihre Mutter und Großmutter litten beide an schweren Depressionen. Anna selbst hat seit ihrer Jugend immer wieder Phasen erlebt, in denen sie sich niedergeschlagen, antriebslos und erschöpft fühlte. Diese Phasen gingen oft mit körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und chronischen Kopfschmerzen einher. Obwohl Anna einen gesunden Lebensstil führt und keine offensichtlichen äußeren Stressfaktoren vorliegen, scheint sie anfällig für depressive Episoden zu sein. Ihre genetische Veranlagung spielt eine bedeutende Rolle in der Entwicklung ihrer Depressionen und der damit verbundenen körperlichen Symptome. Durch die Kombination von medikamentöser Therapie, die auf ihre biologischen Bedürfnisse abgestimmt ist, und psychotherapeutischer Unterstützung kann Anna lernen, besser mit ihren Symptomen umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Persönlichkeitsmerkmale

  • 1. Perfektionismus: Menschen mit hohen Ansprüchen an sich selbst und einer Neigung zum Perfektionismus sind anfälliger für Stress und damit verbundene psychosomatische Beschwerden.
  • 2. Hohe Selbstkritik: Eine stark selbstkritische Haltung kann zu innerem Druck und psychosomatischen Symptomen führen.
  • 3. Mangelnde Stressbewältigungsstrategien: Wer nicht in der Lage ist, Stress effektiv zu bewältigen, entwickelt eher psychosomatische Symptome.

Beispiel: Perfektionismus

Max, ein 32-jähriger Marketing-Manager, ist bekannt für seinen Perfektionismus. Er setzt sich selbst extrem hohe Standards und ist selten mit seinen eigenen Leistungen zufrieden. Bei der Arbeit führt dies dazu, dass er oft länger bleibt, um sicherzustellen, dass alles perfekt ist, und kaum Pausen macht. Dieser ständige Druck, fehlerfrei zu arbeiten, führt bei Max zu erheblichem Stress. Im Laufe der Zeit beginnt er unter körperlichen Symptomen wie chronischen Kopfschmerzen, Nackenverspannungen und Magenproblemen zu leiden. Trotz körperlicher Untersuchungen können keine organischen Ursachen für seine Beschwerden gefunden werden. Die Analyse seiner Lebensgewohnheiten und Persönlichkeit zeigt, dass Max' perfektionistischer Anspruch und seine hohe Selbstkritik wesentliche Faktoren sind, die zu seinen psychosomatischen Beschwerden beitragen. Durch eine Kombination aus Verhaltenstherapie, um seinen Perfektionismus und seine Selbstwahrnehmung zu verändern, sowie Entspannungstechniken, um den Stress zu reduzieren, kann Max lernen, besser mit seinen Ansprüchen umzugehen und seine körperlichen Symptome zu lindern.

Wie werden psychosomatische Erkrankungen diagnostiziert?

Die Diagnose von psychosomatischen Erkrankungen ist oft komplex und erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, da sowohl körperliche als auch psychische Faktoren berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören:

  • 1. Ausführliche Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten über die Krankheitsgeschichte, aktuelle Beschwerden, Lebenssituation und mögliche psychische Belastungen ist der erste und wichtigste Schritt.
  • 2. Körperliche Untersuchung: Eine gründliche körperliche Untersuchung und entsprechende medizinische Tests sind notwendig, um organische Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • 3. Psychologische Tests und Fragebögen: Spezielle Fragebögen und psychologische Tests helfen, den psychischen Zustand des Patienten zu beurteilen und mögliche psychosomatische Zusammenhänge zu identifizieren.
  • 4. Multidisziplinärer Ansatz: Oft ist die Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen notwendig, um eine umfassende Diagnose zu stellen. Dies kann die Zusammenarbeit von Hausärzten, Fachärzten (z.B. Neurologen, Gastroenterologen), Psychologen und Psychotherapeuten beinhalten.

Wie werden psychosomatische Erkrankungen behandelt?

In der Verhaltenstherapie werden psychosomatische Erkrankungen durch die gezielte Arbeit an der Verbindung zwischen psychischen und körperlichen Symptomen behandelt. Zunächst steht die Aufklärung im Vordergrund: Patienten lernen, wie Stress, negative Gedanken und Emotionen körperliche Beschwerden auslösen oder verstärken können. Dies bildet die Grundlage für die Therapie, die auf mehreren Ebenen ansetzt.

Ein wichtiger Bestandteil ist die kognitive Umstrukturierung, bei der negative Denkmuster, die den Stress und damit verbundene körperliche Symptome verstärken, erkannt und in positive, realistischere Gedanken umgewandelt werden. Parallel dazu werden den Patienten verschiedene Stressbewältigungstechniken vermittelt, wie progressive Muskelentspannung, Achtsamkeit oder Atemübungen, um Stress abzubauen und somit auch die körperlichen Beschwerden zu lindern.

Darüber hinaus wird in der Verhaltenstherapie an Verhaltensänderungen gearbeitet. Patienten lernen, ungesunde Verhaltensmuster, die ihre Beschwerden verstärken, zu erkennen und durch positive Verhaltensweisen zu ersetzen. In Fällen, in denen Angst oder Vermeidungsverhalten im Vordergrund stehen, wie zum Beispiel bei chronischen Schmerzen, kann die Expositionstherapie eingesetzt werden. Dabei wird der Patient schrittweise mit belastenden Situationen konfrontiert, um die Angst zu reduzieren.

Zusätzlich kann Biofeedback eine Rolle spielen. Diese Methode ermöglicht es dem Patienten, körperliche Funktionen wie Herzfrequenz oder Muskelspannung gezielt wahrzunehmen und durch erlernte Entspannungsstrategien zu beeinflussen. Auf diese Weise werden Körper und Geist besser in Einklang gebracht.

Die Verhaltenstherapie verfolgt das Ziel, das Bewusstsein für die psychischen Ursachen körperlicher Beschwerden zu schärfen, die Stressbewältigung zu verbessern und langfristig das körperliche Wohlbefinden zu fördern.

Psychosomatische Erkrankungen

Psychosomatische Erkrankungen sind komplexe gesundheitliche Herausforderungen, die eine enge Verbindung zwischen Geist und Körper verdeutlichen. Eine erfolgreiche Behandlung erfordert oft eine Kombination aus psychotherapeutischen, medikamentösen und ganzheitlichen Ansätzen. Durch eine frühzeitige Diagnose und eine umfassende Therapie können Sie lernen, besser mit ihren Symptomen umzugehen und Ihre Lebensqualität zu verbessern.

Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine individuelle Beratung und maßgeschneiderte Psychotherapie in unserer Praxis Berlin Mitte können den Weg zu einem besseren Wohlbefinden ebnen.

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